Therapie - Richtungen

In dieser Praxis werden verschiedene Einflussmöglichkeiten auf Ihre Psyche genutzt. Unten finden Sie die Wichtigsten Informationen dazu.

WIE WIRD HIER GEARBEITET ?

 

Gesprächspsychotherapie

In der Regel wird diese "Methode" innerhalb der Verhaltenstherapie als "Gesprächstechnik" genutzt.

Die Person zentrierte Gesprächspsychotherapie, auch Klient zentrierte Gesprächspsychotherapie genannt, gehört zu den am besten erforschten und belegten Therapierichtungen überhaupt. Sie wurde von Prof. Carl Rogers entwickelt und basiert auf dem Menschenbild der humanistischen Psychologie.

Sie wird in der Einzeltherapie, der Paartherapie und der Gruppentherapie eingesetzt.

Das Menschenbild besagt, dass der Mensch von Natur aus "positiv, vorwärtsgerichtet, konstruktiv, realistisch, vertrauenswürdig"(Eckert et al, "Gesprächspsychotherapie", Heidelberg 2006, S.28) ist und das er sich auch gut entwickelt, wenn er nicht durch irgendwelche widrigen Umstände (z.B. schlechte / schwierige Beziehungen zu wichtigen Menschen) darin eingeschränkt oder gehindert wird. 

Das Menschenbild sagt aber auch, was der Mensch nicht ist. Er ist von Natur aus nicht feindselig, nicht antisozial, nicht destruktiv, nicht böse. "Es fehlt ihm nicht an Eigenständigkeit, und er ist kein leeres Blatt (tabula rasa), auf das alles geschrieben werden kann, oder Wachs, das sich in jede beliebige Form bringen lässt. Er ist aber auch kein ursprünglich vollkommenes Wesen, das leider durch die Gesellschaft verfälscht und verdorben worden ist." (Eckert et al "Gesprächspsychotherapie", Heidelberg 2006, S.27). 

Sind die Wachstumsbedingungen gut, so kann sich der Mensch durch seine ihm innewohnende Aktualisierungstendenz und Selbstaktualisierungstendenz aus sich selbst heraus zu einem voll funktionsfähigen Menschen mit einem gesunden und stabilen Selbstwert entwickeln. Man spricht auch von guter Selbstverwirklichung. So ist das Ziel dieser Therapierichtung Selbstbestimmung. Selbstbestimmung auf der Basis der Entscheidungsfreiheit des Menschen und der Verantwortung, die dieser Haltung innewohnt.

Aber: "Dieses gesunde Wachstum wird durch fehlerhafte Lernmuster behindert, welche die Person veranlassen, anstelle der Bewertungen, die die eigene Psyche und der eigene Körper liefern, Bewertungen von anderen zu übernehmen. Der Konflikt zwischen dem eigenen positiven Selbstbild und negativen Kritiken von außen führt zu Angst und Unglücklich sein. Diese Inkongruenz kann sich außerhalb der bewussten Aufmerksamkeit abspielen, so dass eine Person Gefühle des Unglücklichseins und eines geringen Selbstwertes erlebt, ohne jedoch zu wissen, warum." (Zimbardo, Psychologie, Berlin-Heidelberg-New York, 1999, S.665)

Die Gespräche im Rahmen der Klient zentrierten Psychotherapie haben nun das Ziel ein Klima zu schaffen, in dem dieses Streben nach Wachstum und Selbstverwirklichung wieder eine Chance hat (egal wie alt der Mensch ist und aus welchen Lebensumständen er kommt) und der Klient so Schritt für Schritt wieder zu sich selbst finden und sich positiv entwickeln kann, dass nachholen kann, was ihm vielleicht früher verwehrt war. Der Klient „…lernt von neuem zu beurteilen, wie er sich am besten verhält, um die eigene Entwicklung und die Selbstverwirklichung zu fördern." (Zimbardo, Psychologie, Berlin-Heidelberg-New York, 1999, S.665)

Der Therapeut hat also die Aufgabe für einen „geschützten Raum" zu sorgen, indem die Selbstheilungskräfte des Klienten wieder freien Lauf haben und der Klient so seinen eigenen Weg wieder aufnehmen und begehen kann. Dabei unterstützt der Therapeut den Klienten in der Weise, dass er hilft die Blockierungen der Selbstheilungskräfte abzubauen und den Klienten darin zu unterstützen, sich selbst, seine Gefühle, Gedanken und Bewertungen, wieder in den Mittelpunkt zu stellen und weniger die anderen Menschen. Dies geschieht zum Beispiel darin, dass er dem Klienten dessen Emotionen widerspiegelt und die Art und Weise, wie der Klient sie beurteilt - sprich dem Klienten hilft, dessen inneren Bezugsrahmen zu erkennen. Durch das Erforschen des: „Wo stehe ich denn gerade?" und die Akzeptanz dieser Position wird „automatisch" auch die Weiterentwicklung des Klienten angestoßen. Das Vorgehen des Therapeuten ist also ganz auf den Klienten ausgerichtet - deshalb also klientenzentriert.

Dabei wird nondirektiv vorgegangen. Was bedeutet dies? Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapeuten glauben nicht, dass sie wissen, was für den Klienten gut ist, wie dessen Weg im Einzelnen auszusehen hat und was dessen konkrete Lebensziele zu sein hätten. Sie sind ja keine Hellseher. Deshalb sagen sie dem Klienten auch niemals, er solle dies oder jenes tun, weil dies das "Beste" für ihn sei, lenken ihn nicht in irgendeine Richtung, sondern unterstützen den Klienten nur darin, selbst seinen eigenen Weg zu finden, egal wie dieser aussieht. Dahinter steht eben der tiefe Glaube, dass jeder Mensch von Natur aus positiv (im oben beschriebenen Sinne) ist und das er es schon von selbst richten wird, wenn denn nur der Rahmen dafür geschaffen ist. Aus diesem Grund wird auch nie ein Thema für eine Sitzung vorgegeben, muss kein (kurzfristiges) Ziel erreicht werden (langfristiges Ziel ist ja, dass der Klient sich selbst seine Ziele setzt, sich selbst verwirklicht, selbst die Verantwortung für sich behält und lebt).

Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapeuten gehen also sehr vorsichtig und umsichtig mit ihren Klienten um. Es gibt kein Drängeln, keine wilden Interpretationen, keine Abwertungen, keine Manipulationen, … . Dabei werden die Therapeuten von drei Variablen getragen: Wertschätzung für den Klienten, Empathie und Kongruenz. Dahinter steht der Gedanke, dass es die schlechte Beziehung zu wichtigen Menschen war, die die Probleme des Klienten entstehen ließ und das es die gute Beziehung im therapeutischen Kontext ist, die letztendlich heilenden Einfluss hat. Was ist mit Wertschätzung, Empathie und Kongruenz gemeint?

Wertschätzung: "Das grundlegende therapeutische Prinzip verlangt vom Therapeuten, dass er die Gefühle des Klienten respektiert und ihm dabei hilft, sich über seine Emotionen Klarheit zu verschaffen. Dies geschieht in einer Atmosphäre der uneingeschränkten positiven Wertschätzung." (Zimbardo, Psychologie, Berlin-Heidelberg-New York, 1999, S.666) Wachstum braucht in diesem Sinne also das Bemühen des Therapeuten den Klienten einfach so zu akzeptieren, wie er denn gerade ist. Der Klient wird also nicht bewertet, bekommt keine Leistungsanforderungen, denen er genügen soll usw.. Anders ausgedrückt: Wenn der Klient lernen kann, dass er so OK ist, wie er denn ist, (niemand ist schließlich umsonst so, wie er denn ist und die Geschichte hinter dem Menschen will genauso gewürdigt werden, wie der Mensch selbst), dann ist es Aufgabe des Therapeuten, dies erst einmal als Modell vorzuleben. Diese Akzeptanz unterstützt die Selbstheilungskräfte des Klienten enorm. Ein Klient muss z.B. nicht mehr gegen sich selbst kämpfen, sondern hat diese Energien frei für seine Entwicklung und das Hier und Jetzt.

Empathie: Einfühlungsvermögen. Um den Klienten besser darin unterstützen zu können seine Gefühlswelt zu betrachten, anzunehmen und damit zu arbeiten, ist es notwendig, dass der Therapeut diese Gefühle wertschätzend mitfühlend miterlebt (ohne dabei aber zu vergessen, dass es die Gefühlswelt des anderen ist).

Kongruenz: Echtheit. Wichtig für eine gute Beziehung zwischen Klient und Therapeut ist ebenfalls, dass der Therapeut möglichst echt bleibt. Es geht also nicht darum, dass er eine Rolle spielt, etwa die des verständnisvollen, akzeptierenden, warmen Menschen, sondern dass er dies auch leben kann. Ansonsten sollte er keine Gespräche dieser Art führen, weil ein Klient es sicherlich schwerer hat sich selbst zu akzeptieren und echt zu sein, wenn der Therapeut es nicht ist. Gute Therapeuten können deshalb auch in ihnen auftauchende unangenehme Gefühle konstruktiv für die Gespräche nutzen.

Für wen sind solche Gespräche geeignet? Eigentlich für jeden, der mehr Klarheit über sich selbst und seinen Weg bekommen möchte, egal wie gesund oder krank jemand ist, solange er oder sie in der Lage ist ein normales Gespräch zu führen. Hierbei sind ganz unterschiedliche Kontexte denkbar. Natürlich ist da erst einmal der Therapiebereich. Daneben eignet es sich aber auch sehr gut für ganz normale Beratungsgespräche, für Menschen, die sich einfach nur mal besser kennen lernen möchten, für Menschen die neugierig auf sich selbst sind und glauben durchaus noch etwas entdecken zu können, für Menschen die ein wenig Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation haben möchten, ... .

Verhaltenstherapie

"Auch für belastende und krank machende Emotionen sind nicht bestimmte Personen, Ereignisse oder Situationen verantwortlich, sondern die eigenen bewußten oder unbewußten Werturteile." Harlich W. Stavemann in dem Buch "Therapie emotionaler Turbolenzen"

Die Verhaltenstherapie (VT) ist kein einheitliches Konstrukt, sondern eher ein Sammelsurium verschiedener Ansätze. "Die Verhaltenstherapie" gibt es also genau genommen gar nicht.

Aber was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Lange Zeit verband man mit Verhaltenstherapie die direkte Arbeit am „Verhalten“, dann die Arbeit am „Denken“. Probleme / Störungen gelten als gelernt und können auch jederzeit „verlernt“ werden. Der Fokus der Arbeit lag auf der Rationalität und dem Üben „neuen“ Verhaltens und „Denkens“. Dies ist in vielen VT-Praxen immer noch so, führt auch weiter stetig zu Erfolgen und trotzdem fehlt hier etwas. Seit ein paar Jahren entwickelt sich die Verhaltenstherapie rasant weiter. Der Fokus wandert immer mehr zur Arbeit mit Gefühlen / Emotionen. Wurde diese früher in der Verhaltenstherapie eher sträflich vernachlässigt, bildeten gar eine Art „blinder Fleck“ für Verhaltenstherapeuten (aber auch andere), so erfährt diese „Blindheit“ gerade eine rasante „Heilung“—zumindest in wissenschaftlichen Kreisen. Im Zentrum steht nun immer mehr die Emotionale Intelligenz eines Menschen, also die Fähigkeit Verstand und Gefühl in einen guten Einklang zu bringen.

Wie sieht Verhaltenstherapie in dieser Praxis aus?

Verhaltenstherapie bedeutet hier schwerpunktmäßig vor allem Emotionszentrierte Therapie (EFT=emotion focused therapie) nach Prof. Leslie Greenberg (York University, USA) und Emotionszentrierte Therapie nach Prof Siegried Höfling (München) Hierin spiegelt sich zugleich die neuere Forschung zu Psychotherapie wider. Das bedeutet im Einzelnen:

Leslie Greenberg betont die hohe Wichtigkeit der emotionalen Intelligenz eines Menschen, also die Fähigkeit Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen. Dies ist für die seelische und körperliche Gesundheit eines Menschen, etwa für ein starkes Immunsystem, auf Dauer unverzichtbar. Dahinter steht eine besondere Grundüberzeugung. Während Gefühlen / Emotionen früher gerne als eine Art „Störungsfaktor“ gesehen wurde (etwa in der VT alten Stiles oder bei analytischen Ansätzen), welchen man „weg“ zu bekommen hatte (z.B. durch „Therapie“), so wird hier die Funktionalität, also das „Gute“ von Gefühlen / Emotionen betont. „Emotionen sind Signale, die man beachten sollte“ (Greenberg, 2006, S.31), es steckt also Botschaft darin, die jeder für ein gesundes Leben hören, verstehen und nutzen lernen sollte, statt sie „weg zu machen“ oder gar „weg therapieren zu lassen“. Emotionsarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg einer Psycho-therapie. Heutige Sichtweisen zu Emotionen sind:

  • Emotionen sind ein Signal an uns selbst.
  • Emotionen bereiten uns auf Handlungen vor.
  • An den Emotionen kann man den Zustand seiner Beziehung ablesen.
  • Emotionen zeigen, ob die Dinge so laufen, wie man es gerne möchte.
  • Emotionen senden Signale an andere.
  • Es ist zwar wichtig, seine Emotionen auszudrücken, aber das führt nicht immer zur Verbesserung der Situation.
  • Es ist wichtig zu entscheiden, wie man auf ein Signal reagieren will.
  • Gedanken setzen Emotionen ins richtige Licht und machen diese verständlich.
  • Emotionen erleichtern das Lernen.

(Greenberg, 2006, S.31)

Emotionen fördern auch die Intelligenz, sie zeigen sich im Körper und ohne Emotionen wäre ein erfülltes Leben gar nicht möglich. Emotionen haben eine fundamentale Bedeutung bei dem Aufbau des Selbst und eine Schlüsselstellung bei der Selbstorganisation. Die Grundbotschaft lautet: "Unsere Emotionen konfrontieren uns also mit Problemen, die wir mit Hilfe unseres Verstandes lösen müssen." (Greenberg, 2006, S.33) Etwas salopp ausgedrückt, Emotionen bilden das Echolot für die Therapie.

Emotionen können sehr adaptiv sein, also höchst angemessen, unsere Bedürfnisse ausdrückend, gute Handlungstendenzen beinhaltend und auch wichtige Gedanken beherbergend. Hier gilt es die Emotionen zu bemerken, sie zuzulassen, ihre Informationen zu lesen und zu überlegen, was wir damit machen wollen. Das ist ein Punkt an dem Therapie hier ansetzt, Sie darin zu unterstützen, genau das wieder tun zu können.  Wir sollen unsere emotionale Intelligenz wieder nutzen können. Leider kommt es bei der Emotionsverarbeitung auch immer wieder zu Problemen.

Emotionen können auch maladaptiv sein, was bedeutet, dass wir etwa auf die Situation B (Chef kommt zur Tür rein) mit Gefühlen aus Situation A (Vater kam früher zur Tür rein) reagieren. Hier gilt es zu lernen, was gehört wohin und wie können wir mit den Botschaften, die in diesen Situationen stecken, gut umgehen lernen. Auch das soll Therapie hier leisten.

Zur Literatur hierzu sei gerne empfohlen:

Leslie S. Greenberg, Emotionsfokussierte Therapie, Tübingen 2006.

Der Ansatz von Professor Höfling ergänzt die EFT in idealer Weise. Siegfried Höfling prägte die Begriffe: Emotion und Kontrast—Psychotherapie durch Kultivierung des Gegenteils. Was ist damit gemeint? „Emotionen werden heute nicht nur als Störvariablen oder durch Lernvorgänge … verursachte Fehlanpassungen betrachtet. Emotionen stehen nun vielmehr im Verdacht, das zu sein, was den Menschen zum wirksamen Menschen macht.“ (Prof. Höfling) und weiter „Therapeutische Verhaltensänderungen brauchen deshalb nicht zwingend ein Wegmachen oder Verlernen störender Affekte bzw. Emotionen, sondern ein therapeutisches Lesen und Nutzbarmachen von Gefühlen für neue Verhaltensziele.“ Ziel dieser Arbeit ist, wie etwa in der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie und anderen Richtungen auch, die Förderung der  individuellen Autonomie.

Dazu hat Prof. Höfling das Modell der emotionalen Differenzierung durch Kontrasterleben (DKE) formuliert. 5 Annahmen liegen dem Modell zugrunde.

  • Zu Beginn der menschlichen Entwicklung existiert eine einfache und einheitliche Motiv-Emotions-Handlungskette
  • Die anfängliche Einheit von Motiv-Emotion-Handlung wird durch Anforderung der Umwelt, aber auch durch den individuellen Gestaltungsdrang gegenüber der eigenen Umwelt differenziert
  • Es lassen sich reine Emotionen von gemischten Emotionen unterscheiden
  • In jeder Emotion steckt eine Verhaltenstendenz
  • Das Denken in Gegensätzen ist die im Abendland bevorzugte Denkweise

Wie kann dies nun therapeutisch genutzt werden?  Wie Leslie Greenberg auch, geht Siegfried Höfling von einer begrenzten Zahl von (angeborenen) Grundemotionen aus. Diese können in Kontrastpaaren dargestellt werden.

  • Freude—Trauer,
  • Billigung—Ekel,
  • Überraschung-Erwartung,
  • Furcht-Wut

(in Anlehnung an Plutschik).

Der Gedanke dahinter, am Beispiel der Trauer dargestellt, ist, dass diese nicht alleine steht, sondern erst durch den Kontrast der Freude ihre ganze Bedeutung erhält. Will man sich mit einem Trauerphänomen beschäftigen, so geht dies sehr gut, wenn man sich auch mit der Freude beschäftigt, weil nur so die ganze Tragweite der Trauer zum Tragen kommt, man die innewohnenden Informationen für sein Leben so breit erfassen lernen kann. Die Beschäftigung mit dem Gegenteil (hier Freude) hilft bei der Verarbeitung (hier Trauer).

Dazu kommt, dass in einem Problem niemals nur ein Gefühl gebunden ist, sondern ein ganzes Gefühlspaket (Affektkomplex) tätig ist. Jedem einzelnen Gefühl ist aber auch eine Verhaltenstendenz innewohnend. Sind die Gefühle noch irgendwie ineinander „verwurstet“, so ist Lösung recht schwierig, weil gar nicht klar wird, welche Verhaltenstendenzen hier eigentlich drinstecken. Diese können sich ja gegenseitig blockieren, Optionen reduzieren, Leid schaffen, entmutigen, aber auch Lösungen suchen.

Aufgabe ist es nun, die einzelnen Gefühle wieder differenzieren zu lernen, damit ihre einzelnen Komponenten und ihre Verhaltenstendenzen wieder sichtbar werden. Dies geschieht etwa durch die Kontrastwahrnehmung. Man kann dabei Handlungsoptionen wieder gewinnen und am Ende eine differenzierte Motiv-Emotions-Handlungskette rekonstruieren, die dem Menschen wirklich Lösung bietet und ihn weiterbringt. So können etwa auch Gefühle, die vorher nicht zugelassen werden konnten, wieder integriert werden und ihre innewohnenden Informationen zur Lösungsfindung beitragen.

Neben der oben aufgeführten Art der modernen Verhaltenstherapie setze ich natürlich auch auf alte gut bewährte Sichtweisen und Verfahren, wie sie etwa von Prof. Margraf, Prof. Sulz und Prof. Hautzinger eingehend beschrieben wurden (siehe bei diesen Autoren). Eine weitere Bereicherung bildet der Selbstmanagementansatz von Prof. Reinecker et al.

Meditation

Meditation spielt in dieser Praxis eine sehr wichtige Rolle zur Therapieergänzung. Therapieersatz kann es nur bei relativ leichten, unschwierigen Problemen sein, ansonsten eben eine hervorragende Therapieergänzung.

Meditation ist ein Werkzeug (wie etwa ein Hammer oder eine Säge am Bau) und kein Selbstzweck. Es gibt viele Richtungen in der Meditation, sie hängen in der Regel vom erwünschten Zweck ab. Alle großen Religionen kennen Meditationsarten, die dann in der Regel für religiöse Zwecke benutzt werden. Meditation kann als Werkzeug auch für anderes genutzt werden, etwa in der Psychologie zum Abbau von Stress, zur Förderung des Erlebens seines Inneren (Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen oder des eigenen Körpers) Manch ein Sportler nutzt es zur Konzentrationssteigerung und manch ein Wirtschafts-“Boss“, um einen klaren Kopf zu bekommen / behalten (würden bloß mehr dieser Menschen meditieren, uns wäre wohl einiges erspart geblieben).

Ich möchte hier natürlich psychologische Zwecke verfolgen und dafür besonders Meditationen zur Förderung von Achtsamkeit benutzen. Ich greife dabei gerne auf Meditationen aus der buddhistischen Psychologie zurück, weil diese sehr weit entwickelt sind, Jahrtausende Jahre lang erprobt wurden und auch immer mehr den Segen der modernen Gehirnforschung abbekommen, sprich wissenschaftlich immer besser erforscht / belegt werden und wurden. 

Autoren wie Dr. Matthieu Riccard, Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn, Yongey Mingyur Rinpoche oder Dr. Jack Kornfield bieten gute Einblicke in diese Ergebnisse der Gehirnforschung zur Meditation und zur Einführung in die buddhistische Psychologie (siehe etwa bei Dr. Jack Kornfield, 'Das weise Herz' oder Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn 'Zur Besinnung kommen' oder das Buch der 4 Professoren Mark Williams, John Teasdale, Zindal Segal und Jon Kabat-Zinn 'Der achtsame Weg durch die Depression').

Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen, die man mit Hilfe der Meditation macht, also nicht irgendwelche theoretischen Kopf Konstrukte, Theorien oder gar Glaubenssätze. Letztere würden die eigene Entwicklung / Heilung nur unnötig „vernebeln“ und behindern. Sehen was ist, heißt stattdessen die Devise und Leben in der Gegenwart. Es geht zum Beispiel um die Erfahrung, wie „wild“ unser Geist so sein kann, aber auch wie vergänglich alles ist, was unser Geist so hervorbringt. Gelassenheit, innere Ruhe und innerer Frieden entstehen dadurch mit zunehmender Übung. Es geht auch darum zu lernen, dass wir unserem Geist nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern auf unsere Gedanken und Gefühle Einfluß nehmen können. Hier zeigt sich auch eine gute Verwandtschaft von Meditation zur kognitiven Verhaltenstherapie. Ebenfalls existiert eine große Verwandtschaft zur Personenzentrierten Gesprächspsychotherapie, die ebenfalls immer tiefere Erfahrungen in die eigene Person ermöglichen möchte und dabei heilend wirkt. Beide Arten fördern sehr die Authentizität eines Menschen auf positive Art und Weise, was zusätzlich sehr heilend wirkt. 

Mit Meditation sucht (und findet) man sein Glück also mehr in sich selbst, statt irgendwo mehr oder weniger nutzlos im Außen danach zu suchen.

Der Platz für weitere und vertiefende Einführungen in die Meditation ist hier leider nicht gegeben. Das überlasse ich auch lieber Menschen, die da berufener sind als ich und die Sie bei meinen Buchempfehlungen finden können :-)

Als Letztes sei aber gesagt: Jeder kann meditieren, solange er wach und bei Verstand ist. Es gibt sehr viele Meditationsübungen (über 80000) und da ist wohl für jeden was dabei. Das Gute daran ist, dass alle zum Ziel führen. 

Durch mehr Achtsamkeit zu mehr Erkenntnis seiner selbst und damit zu einem friedvolleren Leben.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.